Am vergangenen Sonnabend fand im Rahmen der Gedenkfeier zum Volkstrauertag auch die Einweihung eines namentlichen Gedenksteines für Zwangsarbeiter statt, die Opfer des 2. Weltkrieges geworden sind.
Bürgermeister Heinz-Dieter Eisermann ging in seinem Grußwort auf die Bedeutung des Volkstrauertages ein:
An einem Tag wie heute gedenken wir bewusster als an allen anderen Tagen im Jahr der Toten der beiden Weltkriege. An diesem Tag der Volkstrauer kommt zum Ausdruck, dass Menschen und Völker aus gemeinsamer geschichtlicher Erfahrung verbunden sind in einer tiefen Sehnsucht nach Versöhnung, nach Frieden und Freiheit.
Mit Ihrer Teilnahme an dieser Gedenkstunde, meine sehr geehrten Damen und Herren, dokumentieren Sie Ihren Willen, gegen Krieg, Intoleranz und Gleichgültigkeit einzustehen. Auch zwei Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg bekennen wir uns ausdrücklich zur Solidarität mit den Opfern der Kriege und Gewaltherrschaft und allen anderen, die um einen durch den Krieg umgekommenen Menschen trauern. Unsere Zusammenkunft steht für das Mitempfinden von angetanem Leid, aber auch für die Sehnsucht und die Hoffnung nach Versöhnung und Frieden.
Anknüpfend an diese Verbundenheit wollen wir heute den neuen Gedenkstein für die Zwangsarbeiter enthüllen. Im Namen der Stadt Helmstedt darf ich den Ratsmitgliedern Susanne Weihmann und Hans-Dieter Scheil und auch unserem Ehrenbürger-meister Hans-Otto Kieschke meinen herzlichen Dank aussprechen: Ich danke Ihnen allen für Ihre Initiative und Ihr geschätztes Engagement, diesen Gedenkstein hier auf dem Helmstedter Ehrenfriedhof errichten zu können. Er enthält die Namen der 77 Zwangsarbeiter aus Polen und Russland, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Mit diesem Gedenkstein wird die Anonymität dieser Grabstätte aufgehoben, denn hinter jedem Namen verbirgt sich die Lebensgeschichte und das Schicksal eines Menschen und seiner Familie. Wir sind mit diesen Menschen verkettet, ob wir sie gekannt haben oder nicht. Die Opfer des Krieges sind Bestandteil unserer deutschen Geschichte.
An erster Stelle wird mit diesem Gedenkstein eine überaus wichtige Erinnerungsarbeit geleistet. Trotz der traurigen Ereignisse zu Zeiten des 2. Weltkrieges wollen wir mit diesem Gedenkstein ein solidarisches Zeichen setzen. Möge er zur gegenseitigen Verständigung und Versöhnung beitragen.
Unser weiteres Anliegen sollte es dabei aber auch sein, den nachfolgenden Generationen diesen Teil unserer Geschichte nicht zu verschweigen. Es bleibt auch zukünftig wichtig, den jungen Menschen die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft aufzuzeigen. Und so sollte uns unsere Vergangenheit zu aktivem Tun anhalten, um uns immer wieder vor Augen zu führen, dass der Frieden kein bleibender Zustand ist, sondern immer wieder neu erarbeitet werden muss.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf das Projekt „Arbeit für den Frieden“ eingehen, dass sich thematisch mit genau diesem Anliegen auseinandersetzt. Der Helmstedter Verein für Städtepartnerschaften und internationale Begegnungen e. V. hat dieses Projekt ins Leben gerufen. Und auch hier haben Sie sich, sehr geehrter Herr Scheil zusammen mit Frau Magrit Niemann, die sich insbesondere für die Jugendbegegnungen im HPV einsetzt, stark engagiert.
Dieses Projekt bietet Helmstedter Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler aus unseren Partnerstädten in Weißrussland und Rumänien bei gegenseitigen Austauschbesuchen einen Tag als „Arbeit für den Frieden“ zu gestalten. Bei dieser gemeinschaftlichen Arbeit pflegen die Jugendlichen die Gräber von Soldaten und Zwangsarbeitern und erhalten so einen Anreiz, sich mit der Geschichte des jeweiligen Landes noch stärker auseinander zu setzen. In unserer weißrussischen Partnerstadt Swetlogorsk, in der rumänischen Partnerstadt Orastie und auch hier bei uns in Helmstedt wurde diese gemeinsame Arbeit bereits mit Erfolg durchgeführt. Den Schülerinnen und Schülern ist dabei bewusst geworden, dass sie mit ihrem Einsatz aktive Friedensarbeit leisten und sie können zu Recht Stolz darauf sein.
Ich bin mir sicher, dass die jungen Menschen durch diese Begegnungen etwas für ihre Zukunft mitgenommen haben. Mit dem Arbeiten auf den Friedhöfen haben sie ein wichtiges Zeichen auf dem Weg zu einem gemeinsamen und friedlichen Europa gesetzt.
Ich finde, damit sind wir auf einem guten Weg, der zum einen die Vergangenheit in den Blick nimmt aber zugleich auch die Verantwortung für eine friedliche Zukunft in Europa dokumentiert. Ich wünsche mir, dass wir gerade diese partnerschaftlichen Beziehungen weiter dazu nutzen, das Miteinander und das Verständnis der Menschen - und hier insbesondere auch der nachfolgenden Generationen - in Ost- und Westeuropa zu fördern und zu vertiefen.
Das Weltgeschehen zeigt uns, dass dies heute - vielleicht mehr denn je - von höchster Wichtigkeit ist. Auch in Zukunft sind wir aufgefordert, uns immer wieder mit den Ursachen von Krieg, Gewalt und Aggressionen auseinander zu setzen. Dieses ist für unser individuelles Handeln, aber auch für unser Handeln als Gemeinschaft von großer Bedeutung.
