Empfang von ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern in Helmstedt
Während des Zweiten Weltkriegs haben durchschnittlich 2000 Zwangsarbeiter in Helmstedt gelebt, einer Stadt mit damals etwa 18.000 Einwohnern. Ihre Lager und Einsatzorte lagen über das ganze Stadtgebiet verteilt. Viele dieser Zwangsarbeiter waren Polen. Auf Helmstedts Ehrenfriedhöfen liegen aus dieser Zeit mehr als 40 polnische Tote begraben.
Der Stadt Helmstedt ist es ein besonderes Anliegen, einen Beitrag zur deutsch-polnischen Aussöhnung zu leisten. 70 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden daher auf Initiative der SPD-Fraktion/Frau Weihmann über die Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ in Warschau drei ehemalige polnische Zwangsarbeiterinnen vom 24.08. bis 28.08.2009 gemeinsam mit je einer Begleitperson und einem Dolmetscher nach Helmstedt eingeladen.
Die Gäste wurde am heutigen Tag von Bürgermeister Heinz-Dieter Eisermann im Helmstedter Rathauses empfangen. „In Helmstedt haben Sie Schmerz und Leid, zum Teil Todesangst erleben müssen. Die Helmstedter Jahre bleiben ein dunkler Schatten auf ihrem Lebensweg“. Die Stadt Helmstedt möchte mit dieser Einladung ihr Bedauern für das den Zwangsarbeitern seinerzeit zugefügte Leid aussprechen und entsprechend gebührend würdigen. „Für die Stadt Helmstedt und unsere Bürgerinnen und Bürger ist ihr Besuch so wichtig, weil er uns mit der Vergangenheit konfrontiert. Ihren Besuch in Helmstedt möchten wir als Geste verstanden wissen, die deutlich macht: Wir haben Sie nicht vergessen. Ihr Schicksal ist uns eine Mahnung!“ so Eisermann.
Beim Empfang schilderten die Zwangsarbeiterinnen Eindrücke und Erlebnisse ihrer Zeit in Helmstedt. Theresa Cymerman (77 Jahre) berichtete von ihrer schweren Arbeit als 12-jährige in der Kasernenküche in Mariental. „Ich habe damals böse aber auch gute Menschen getroffen“. Gerne erinnert sie sich noch an ihre Chefin Frau Kunz, in der Hoffnung, auf Familienmitgliedern von Frau Kunz in Helmstedt zu treffen.
Herr Sobera, Sohn einer ehemaligen polnischen Landarbeiterin, blickte ebenfalls auf traurige Kriegserlebnisse zurück. „Umso erfreulicher sind jedoch heute die nur positiven Beispiele deutsch-polnischer Zusammenarbeit, wie der auf beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze errichtete Muskauer Park in Leknica. Sobera überreichte Bürgermeister Eisermann eine DVD mit Ansichten und der Geschichte dieses Parks.
Die polnischen Gäste werden in der Woche in Helmstedt noch Zeitzeugengesprächen mit Schülerinnen und Schülern führen. Darüberhinaus ist u.a. ein Besuch der Zwangsarbeitergräber und der Gedenkmale auf dem Ehrenfriedhof St. Stephani vorgesehen.
