Menschen etwas beibringen zu dürfen hat er nach eigenen Worten als besonderes Privileg empfunden. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2014 hat er dies 37 Jahre lang, zuletzt als Oberstudienrat, am Gymnasium Julianum zu seiner und zur Freude von Generationen von Schülerinnen und Schülern getan. Die Klassen, die er unterrichtete, brachten ihm eine hohe Wertschätzung entgegen, indem sie ihm das Prädikat „cooler Lehrer“ attestierten. Im Kollegium der Schule hinterließ er dementsprechend eine große Lücke. 

Beigebracht hat der Kommunalpolitiker, der die Geschicke des Helmstedter Rates fünf Jahrzehnte ohne Unterbrechung maßgeblich mit prägte, nicht nur seinen Parteifreunden der SPD so einiges. Auch parteiübergreifend wusste man die stets sachorientierten, aber von seiner Seite aus durchweg hartnäckig geführten Diskussionen für die gemeinsame Sache sehr wohl zu schätzen. 

„Über den Weg sind wir uns manchmal nicht einig gewesen, über die Sache immer“, brachte auch Bürgermeister Wittich Schobert sein Verhältnis zu dem Ratskollegen bei einer Ehrung zum 45-jährigen Ratsjubiläum im Jahre 2017 auf den Punkt. 

Der 22. Oktober 1972 stellte für Michael Gehrke den Beginn seiner Karriere als Kommunalpolitiker dar. Fortan wurde seine hervorragende Arbeit im Helmstedter Rat in jeder neuen Legislaturperiode durch die stete Wiederwahl seiner Wählerinnen und Wähler bestätigt. Während seiner 50 Jahre im Rat gehörte er einer Vielzahl verschiedener Ausschüsse an, zuletzt im Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung (ABS) sowie im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur (AWTK). 

Den Meinungen der Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform zu bieten, lag ihm sehr am Herzen. Auf seinen Wunsch hin richtete die Stadt Helmstedt im Jahre 2017 ein Forum für Bürgeranliegen ein, dass eigens dafür dienen sollte, Kritik und Anregungen ohne großen Aufwand an die richtigen Adressaten im Rathaus weiterzuleiten. 

Maßgeblich war er auch an den regelmäßig stattfindenden Kulturveranstaltungen „Kultur am See“ beteiligt, mit denen seine Partei bereits vor zehn Jahren den Lappwaldsee ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken wollte.

Überhaupt gehörten die Stärkung des Tourismus und die Innenstadtentwicklung zu seinen besonderen Steckenpferden. „Vor allem in den vergangenen Jahren setzte er sich mit sehr viel Leidenschaft und Herzblut für seine Vision eines „Zeit.Reise.Bahnhofes“ als Eingangsportal für die Tourismusdestination Helmstedt ein“, ruft Bürgermeister Wittich Schobert in Erinnerung. „Seine Schaffenskraft ließ auch mit fortschreitender Erkrankung in keiner Weise nach.“ Als Naturfreund und Hundebesitzer lag ihm die Erschließung neuer Wanderwege im Lappwald besonders am Herzen. So unterstützte er unter anderem den historisch bedeutsamen Grenzlehrpfad Helmstedt-Beendorf aktiv. 

Ein besonderes Anliegen war ihm die Belebung der Innenstadt. Viele Jahre lang setzte er sich hier für ein Netzwerk ein, dass die Kraft vieler Initiatoren im Mittelpunkt der Stadt bündeln sollte. „Es blieb dem kommunalen Vollblutpolitiker Michael Gehrke nicht vergönnt, die Realisierung jeder seiner Visionen noch zu Lebzeiten zu erleben, doch einige dieser Projekte werden in Helmstedts Zukunft unverkennbar seine Handschrift tragen“, so Schobert.

Am 23. April 2022 verstarb Michael Gehrke nach längerer schwerer Krankheit im 74. Lebensjahr.  „Die Stadt Helmstedt verneigt sich mit Respekt und Anerkennung vor der beispiellosen politischen Lebensleistung von Michael Gehrke und wird sein Andenken in Ehren halten. Insbesondere seiner Ehefrau sowie allen Angehörigen gilt unser aufrichtiges Mitgefühl.“